Wirkungen der Inflation auf das Kreditmanagement

Im Januar haben wir in Deutschland eine Inflation im Vergleich zum Vorjahr von 8,7 % gehabt. Dieses führt dazu, dass die Preise in fast allen Bereichen kräftig steigen.

Im Baugewerbe kommen zu den gestiegenen Preisen ergänzend noch Zinssteigerungen für die Baukredite dazu. Damit können sich aufgrund der hohen Zinsen und Preissteigerungen viele private Bauherren ihre ursprünglich ins Auge gefasste Immobile nicht mehr leisten. Bei den Mietobjekten rechnet sich die Investition vielerorts nicht mehr, denn Mieten können nicht die Finanzierungskosten des Neubaus decken. Die Konsequenz daraus sind rückläufige Auftragsbestände im Bauhaupt- und Baunebengewerbe, die zu finanziellen Engpässen führen. Hier gilt es also für das Kreditmanagement bei den Kunden den Auftragsbestand und die -situation in den Blick zu nehmen.

Ein weiteres Thema sind die Beschaffungspreise sowie Löhne und Gehälter. Bei den meisten Unternehmen sollten in diesem Bereich Preissteigerungen zu identifizieren sein. Probleme ergeben sich dann, wenn diese Preissteigerungen nicht weitergegeben werden können, weil auf der Kundenseite langfristige Festpreise vorhanden sind. Dieses Problem lässt sich nur mit einer guten Liquiditätsausstattung längere Zeit durchhalten.

Können die erhöhten Kosten durch eigene Preissteigerungen weitergegeben werden, so muss kritisch geprüft werden, ob Kunden bereit sind die Leistungen und Produkte in gleichem Umfang oder überhaupt abzunehmen. Reduziert sich die Nachfrage, so ist zu klären, ob in den betroffenen Unternehmen Kapazitätsanpassungen möglich sind oder ob Leerkosten entstehen, da Fixkosten nicht abgebaut werden können. Dieses könnte zu Verwerfungen führen.

Ein weiterer Aspekt mag die Situation von Unternehmen sein, die sehr stark vom Export abhängen und im internationalen Wettbewerb stehen. Europa ist ganz besonders von hohen Energiepreisen und Zinssteigerungen betroffen. Gibt es Konkurrenz auf dem Weltmarkt aus anderen Regionen, so mag man im Preiswettbewerb unterliegen, geplante Umsätze können abwandern.

Von den Preissteigerungen sind die Konsumenten besonders betroffen. Insbesondere, wenn diese zu realen Einkommenseinbußen führt, da die Löhne und Gehälter nicht in gleichem Maße steigen. Dieses führt erfahrungsgemäß dazu, dass einerseits private Investitionen beispielsweise in neue Elektroartikel, Möbel oder Autos verschoben werden. Andererseits gehen z. B. Restaurantbesuche zurück, es wird am Urlaub gespart usw. Auch dieses muss man bei der Analyse von Unternehmen in den entsprechenden Branchen berücksichtigt werden.

Schließlich muss man sowohl im privaten als auch geschäftlichen Bereich auf Anschlussfinanzierungen achten. Laufen Finanzierungsverträge aus und wie weit kann sich der Kreditnehmer die höheren Zinsen leisten oder wie rechnet sich das jeweilige Finanzierungsobjekt dann immer noch, ist dabei zu klären.

Insofern hat die hohe Inflation eine ganze Reihe von Konsequenzen, auf die sich das Kreditmanagement einstellen muss. Entstehende Liquiditätsengpässe werden dabei sehr oft an veränderten Zahlungseingängen bei den Kunden erkannt. Hier gilt es wachsam zu sein. Eine umfassende Betrachtung der Kundenbasis ist notwendig, um nicht unliebsame Überraschungen zu erleben. Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg.