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Folgen der steigenden Energiepreise für das Kreditmanagement

Wozu führen in unserer Industrie die steigenden Energiepreise? Welche Konsequenzen hat das für Wertschöpfungsketten und für einzelne Unternehmen? Und wie sollte das Kreditmanagement reagieren?
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09.08.2022, Prof. Dr. Matthias Schumann

Was sind die Folgen steigender Energiepreise für das Kreditmanagement?

Betroffene Branchen und die Auswirkungen

Im privaten Bereich lässt sich ein Effekt der steigenden Energiepreise direkt feststellen: Der Konsum lässt nach – es trifft den trifft Handel und Konsumartikelhersteller – all das, was man sich nicht unbedingt leisten muss, das wird erst einmal zurückgestellt. So wird es die Bekleidungsgeschäfte treffen, ebenso aber z. B. auch das durch Corona bereits gebeutelte Gastgewerbe.

Haupt Leidtragender der Energiepreise ist aber erst einmal die energieintensive Industrie. Hier steigen die Kosten massiv. Es trifft viele Branchen auf breiter Front.

Baustoffe, Chemie, Glas, Metalle, Papier und Stahl stehen am Anfang der Wertschöpfungskette und verteuern so ein breites Spektrum an Sekundärprodukten. Die energieintensiven Industrien nehmen in unserer Wirtschaft eine Schlüsselposition ein. Um Grundchemikalien, Aluminium, verschiedene Metalle, Dämm- und Kunststoffe sowie, Papier und Karton, Glas, Glasfasern, Stahl, Zement, Kalk, Gips und Keramik herzustellen, wird viel Energie benötigt. Damit ist direkt oder indirekt die gesamte verarbeitende Industrie betroffen.

Für die Baubranche bedeutet das weiter gedämpfte Nachfrage, nachdem erst knappe Kapazitäten und dann Auflagen durch Nachhaltigkeit zu Preissteigerungen geführt haben. Wir werden hier ein weiteres Abschmelzen der Bautätigkeit sehen. Die Baupreise steigen deutlich stärker als die Mieten und machen Bauen damit unattraktiv. Langfristig führt dieses zu Überkapazitäten in allen Bereichen der Bauwirtschaft mit entsprechenden Liquiditätskonsequenzen und Anpassungsnotwendigkeiten

Die gesamte Verpackung wird teurer, damit auch die Konsumartikel.

Grundchemie ist in vielen Produkten enthalten oder für die Produkterstellung notwendig, was die Preise auf breiter Front weiter treibt und die Nachfrage schwächt. In der Automobilindustrie haben wir ja schon massive Preissteigerungen, wenn auch z. Zt. ehr aus Knappheit bestimmter Vorprodukte (Halbleiter).

Konsequenzen für Unternehmen

Die Konsequenz insgesamt: Es sind ganz viele Wertschöpfungsketten betroffen. Nicht umsonst gibt es heute bereits eine Inflationsrate bei fast acht Prozent.

Probleme haben Unternehmen, die die steigenden Kosten durch die Energiepreise nicht weitergeben können. Ebenso Unternehmen, denen es nicht gelingt, Nachfragerückgänge durch eigene Reduktion der Kosten, auch beim Personal, aufzufangen.

Ein Beispiel sind Energieversorger, die teuer einkaufen müssen aber eine Preisbindung in ihren Verträgen haben. Verluste sind da vorprogrammiert.

Hinzu kommt, dass in Ländern mit günstigerem Strommix (z. B. Frankreich mit dem großen Atomstromanteil) andere Preisentwicklungen stattfinden. In Konsequenz ergeben sich damit auch geschwächte internationale Wettbewerbspositionen für die deutsche Wirtschaft. Zum Absatz hilft da evtl. weltweit der z. Zt. günstige Euro. Jedoch ergeben sich ohne Wechselkursabsicherungen weitere finanzielle Nachteile im nicht Euro-Ausland.

Man wird auch davon ausgehen können, dass dieses Preisniveau langfristig hält. Die Frage ist also, wie die höheren Kosten über die eigenen Preise weitergegeben werden können und welche Konsequenzen dieses für den Absatz hat, national wie international.

Hier gilt es, genau die wirtschaftliche Position der Unternehmen zu beachten. Wie widerstandsfähig waren sie vor diesen Effekten aufgestellt? Wie lange können sie diese Effekte kompensieren? Gibt es die Möglichkeit Kapazitäten und damit auch Kosten anzupassen? Bei Zahlungsverzug helfen Stundungen und Zahlungspläne wenig, da die auslösenden Effekte langfristig sind. Dieses gilt es im Kreditmanagement zu beurteilen, denn nur zahlungsfähige Kunden sind gute Kunden.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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