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Die Folgen der Inflation für das Kreditmanagement

Wie sind die Unternehmen durch die Inflation betroffen und welche Auswirkungen hat diese auf ihre Liquidität? Welche Effekte wird es mittelfristig geben?
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03.06.2022, Prof. Dr. Matthias Schumann

Inflation: Die Auswirkungen im Kreditmanagement

Aktuelle Situation in Deutschland und der EU

In Deutschland und der EU wird zur Zeit von einer Inflationsrate von mehr als 7 Prozent berichtet. In Großbritannien wird sogar von 9 Prozent berichtet. Ursachen sind

  • extreme Energiepreissteigerungen, verursacht durch den Ukrainekrieg
  • Mietpreissteigerungen durch Wohnraumknappheit
  • steigende Baupreise und Produktknappheit ausgelöst durch Lieferketteneinbrüche und Produktionsausfälle, die aufgrund des chinesischen Lockdowns in einzelnen Regionen sowie der chinesischen Binnennachfrage zu Verknappungen führt.

Ebenso gibt es Lohn- und Gehaltssteigerungen, allerdings nicht in gleichem Maße. Aufgrund der immer noch geringen Zinsen wird Sparkapital entwertet. Gleiches gilt für die Schulden. Nun ziehen die Zinsen allerdings langsam an.

Folgen für Unternehmen

Wenn wir auf die Wirkungen für Unternehmen schauen, dann lässt sich folgendes feststellen:

  • Durch Preissteigerungen bei Vorleistungen, Material und Lohnkosten steigen die Kosten der Produktion oder Leistungserstellung. Gelingt es nicht diese an die Kunden weiterzugeben, reduziert sich die Gewinnmarge. Es können sogar Verluste entstehen.
  • Ausfallende Vorleistungen durch Materialverknappungen beispielsweise führen direkt zu Umsatzausfällen. Frage dabei ist, ob zusätzliche Kosten entstehen, z. B. für das nun weniger beschäftigte Personal.
  • Insgesamt werden manche Konsumenten aus der Nachfrage ausscheiden, weil sie sich die teureren Produkte nicht mehr leisten können.
  • Ebenso werden im B2B Business viele Investitionen hinterfragt. Das führt ebenfalls zu einem Dämpfen der Nachfrage.
  • In der Baubranche werden teilweise genehmigte Bauprojekte schon heute nicht mehr realisiert, weil die Baukosten stärker steigen als sich das bei den erzielbaren Mieten weitergeben lässt. Hinzu kommt, dass die ökologischen Anforderungen ja auch die Baukosten steigen lassen.
  • Die Zentralbanken versuchen die Inflation durch Verknappung des Geldangebots und damit verbunden einem Zinsanstieg einzudämmen.

Konsequenz sind für die Unternehmen einerseits massive Kostensteigerungen und andererseits auch Umsatzausfälle.

Wie können Unternehmen vorgehen?

Die Frage, die aus Kreditmanagement-Sicht zu stellen ist, ist einerseits, ob die Unternehmen in der Lage sind, zeitnah Kapazitätsanpassungen vorzunehmen, um so nicht in die Verlustzone zu gelangen.

Zudem kann geprüft werden, wie hoch vorhandene Liquiditätspolster sind, um diese erwartbare Senke zu überstehen. Hier sind aufgrund von Jahresabschluss oder sogar BWA-Daten entsprechende Prognosen möglich.

Gleichermaßen muss kontrolliert werden, wie die Fremdkapitalsituation aussieht, wie langfristig das Fremdkapital zur Verfügung steht oder wie stark das Unternehmen belastet wird, wenn kurzfristig mit steigenden Zinsen höherer Fremdkapitalaufwand zu erwarten ist.

Insgesamt kann dabei auch eine Branchenbetrachtung helfen, um Prioritäten bei solchen Untersuchungen festzulegen.

Welche Branchen trifft es?

Energieintensive Unternehmen sind besonders betroffen. Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung wird auch die Baubranche anbelangt sein. Im Handel mit geringen Umsatzmargen können Umsatzrückgänge zu finanziellen Schieflagen führen. Ebenso müssen Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil besonders im Fokus stehen. Diese Betrachtungen sind des Weiteren ebenfalls für Lieferanten anzustellen.

Die Automobilindustrie hat derzeit eine Sonderkonjunktur – es werden sehr hohe Gewinne ausgewiesen. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass staatliche Hilfen der E-Mobilität greifen, Kurzarbeitergeld nach wie vor gezahlt wird und höhere Preise durch Produktverknappung durchsetzbar sind. Auch da wird es langfristig zu Veränderungen kommen.

Insgesamt müssen also differenzierte Betrachtungen erfolgen, um Kreditlinien in diesen Zeiten sauber zu steuern. Ein gut gepflegter Datenbestand und Werkzeuge, die die Analyse unterstützen sind hier sehr hilfreich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Entscheidungen.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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