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COVID-19-Pandemie – Wirkungen für das Debitorenmanagement

COVID-19 führt weltweit zu wirtschaftlichen Konsequenzen, die deutlich weitreichender sind als die Finanzkrise 2009. Was es ist im Debitorenmanagement jetzt zu beachten gilt.
Blog Posts
23.04.2020, Prof. Dr. Matthias Schumann

Corona-Pandemie – Weltweite Auswirkungen auf die Wirtschaft

COVID-19 führt weltweit zu wirtschaftlichen Konsequenzen, die deutlich weitreichender sind als die Finanzkrise 2009. Dieses wird besonders durch die Arbeitslosenzahlen in den USA charakterisiert, die zwischen März und April 2020 innerhalb von vier Wochen um 22 Mio. Personen angestiegen sind.

Viele Wirtschaftsinstitute in Deutschland gehen für 2020 von einem vier bis fünf Prozent schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt aus. Die Metall- und Elektroindustrie hatte im ersten Quartal 2020 einen Auftragsrückgang gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent, die Automobilindustrie um 26 Prozent. Die Wirtschaftsleistung in China ist im ersten Quartal um 6,8 Prozent eingebrochen. Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft bleibt abzuwarten, wie sich die USA weiter entwickeln und ebenso die besonders stark von der Pandemie betroffenen europäischen Staaten.

Maßnahmen in Deutschland

  • In Deutschland dämpfen derzeit verschiedene Maßnahmen die wirtschaftlichen Folgen. Am wichtigsten ist dabei die Möglichkeit, Kurzarbeitergeld für mindestens zehn Prozent der Belegschaft zu beantragen. Dabei ist es im Maximalfall möglich, die Mitarbeiter mit Kurzarbeitergeld vollständig für die Kurzarbeitszeit von ihrer Tätigkeit zu entbinden, die Kosten der Mitarbeiter werden mit einem Abschlag übernommen.
  • Unterschiedliche Kreditangebote des Bundes über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sollen ebenfalls dazu beitragen Liquidität für Unternehmen bereitzustellen, so dass diese ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. Voraussetzung ist, dass sich die Unternehmen Ende des Jahres 2019 in einer finanziell stabilen Situation befunden haben. Es werden dann teilweise bis zu 100 Prozent des Risikos vom Staat übernommen.
  • Einzelunternehmer, das Hotel und Gaststättengewerbe erhalten auf Antrag nicht rückzahlbare Zuschüsse, die Einnahmenausfälle teilweise kompensieren sollen.
  • Mieter und auch Unternehmen haben darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Mietzahlungen für ihre Wohnungen und Filialen zu verschieben. Sozialversicherungsbeiträge können gestundet werden.
  • Außerdem garantiert der Bund den Kreditversicherungen für 2020 die Übernahme von Entschädigungszahlungen in Höhe von bis zu 30 Mrd. Euro, im Gegenzug treten die Versicherungen 65 % ihrer Prämien an den Bund ab. Diese Maßnahme soll dazu führen, das Deckungszusagen in der Warenkreditversicherung nicht gekündigt werden, was zur Folge hätte, dass sich Handelsvolumina weiter reduzieren sowie Wertschöpfungsketten reißen.
  • Schließlich wurde die Insolvenzantragspflicht bis zum 30. September ausgesetzt. Daneben gibt es inzwischen viele Unternehmen, die bei ihren Lieferanten um Zahlungsaufschub nachsuchen, teilweise haben bei versicherten Kreditlinien die Kreditversicherungen diesem auch stattgegeben.

Entwicklungen für das Debitorenmanagement

  • Der Bereich der Gaststätten und Hotellerie ist von Ausnahmen abgesehen generell nur mit geringen Eigenkapitalquoten ausgestattet. Da in diesem Bereich Umsätze nicht nachgeholt werden können und durch die Hygienemaßnahmen (Abstandsregeln) auch langfristig die Kapazitäten nicht vollständig ausgelastet werden können, besteht hier eine besonders hohe Insolvenzgefahr. Gleiches gilt für die gesamte Tourismusbranche. Daher werden in diesem Bereich kurze Zahlungsziele mit reduzierten Kreditlinien angezeigt sein.
  • Ebenso sind die Textilindustrie und der Textileinzelhandel stark betroffen. Insbesondere letzterer leidet durch den Online-Handel sowieso schon unter Umsatzschwund. Auch hier muss ein engmaschiges Monitoring der Debitoren erfolgen. Die Luftfahrtindustrie wird schrumpfen, Zulieferer sind ebenfalls betroffen.
  • Teile des Maschinenbaus und die Automobilzulieferindustrie hatten schon in 2019 mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Sie geraten jetzt weiter unter Druck. Es bleibt abzuwarten, wie sich insgesamt die Investitionstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte entwickeln wird. Hier ist zu erwarten, dass die Bau- und Bauzulieferindustrie, die z. Zt. noch wenige Auswirkungen spüren, langfristig ebenfalls eine Konjunkturabschwächung erfahren werden.
  • Teilweise sind Zahlungen aufgeschoben, die spätestens im vierten Quartal für Unternehmen zu zusätzlicher Zahllast führen. Kritisch ist beim Personal zu berücksichtigen, dass auch beim Wiederanlauf der Wirtschaft nicht auszuschließen ist, dass sich insgesamt die Wirtschaftsleistung auf ein niedrigeres Niveau einpendeln wird und damit auch Freisetzungen notwendig sein können, für die Abfindungen berücksichtigt werden müssen. Verbesserte Auftragseingänge werden zur erhöhten Materialbeschaffung mit Anstieg der Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Lieferanten führen. Die Rückzahlung der aufgenommenen Kredite ist erst nach zwei Jahren notwendig, insofern beschränkt sich bei finanzieller Anspannung die Verpflichtung auf Zahlung der Zinsen.
  • Schließlich kann man erwarten, dass im vierten Quartal die Zahl der Insolvenzanträge deutlich zunimmt. Dabei werden sicherlich viele Unternehmen versuchen, die Insolvenz in Eigenverwaltung zu betreiben. Ziel wird es sein, sich so von angehäuften Schulden zu befreien, nicht nur solchen durch die zusätzliche Kreditaufnahme, auch von Lieferantenverbindlichkeiten.

Professionelles Kreditriskomanagement nötig

Vor diesem Hintergrund ist ein gut aufgestelltes Kreditrisikomanagement für Unternehmen von sehr hoher Bedeutung. SCHUMANN bietet Lösungen, mit denen ein permanentes Monitoring der Kunden durchgeführt werden kann, um Veränderungen im Zahlverhalten sofort zu erkennen und auch durch externe Informationen jederzeit informiert zu sein. Daneben wird das Auswerten von externen Zahlungserfahrungen, Informationen die man aus Zahlungserfahrungspools erhält, an Bedeutung gewinnen. Auch diese Informationen können mit der Kreditmanagement Software automatisiert verarbeitet werden.

Besonders relevant scheinen Simulations- oder Break-even-Rechnungen auf der Grundlage von Jahresabschlüssen, mit denen man analysieren kann, welche Spielräume die Unternehmen haben, Umsatzeinbrüche aufzufangen oder auch bei erweiterten Kreditvolumina die Zahlungsfähigkeit zu sichern. Ebenso können BWA-Analysen im kurzfristigen Bereich Klarheit schaffen. SCHUMANN bietet Bilanzanalyse-Software, die effizient diese Aufgaben unterstützen. Die Maßnahmen auf der Kundenseite gelten auch für die Lieferanten. Ausfallende Lieferanten können selbst das eigene Unternehmen, im schlimmsten Fall durch einen eigenen Produktionsausfall, in Gefahr bringen.

Schließlich stellt sich die Frage, wie mit dem Kundenwunsch auf Zahlungsaufschub umzugehen ist. Solange kreditversicherte Limite vorliegen und die Kreditversicherung mitgeht, ist dieses weniger risikobehaftet. Aufgrund der dargestellten Situation wird aber die Liquiditätssituation nach der Krise nicht unbedingt besser. Daher sollte man Zahlungsverschiebungen genau prüfen, nicht verhandeltem Zahlungsverzug mit Mahnverfahren konsequent nachgehen und versuchen, die Zahlungen zu realisieren. Schlecht wäre es, wenn diese in eine Insolvenzmasse eingehen würden.

Das Bemühen um Liquidität wird bei manchen Unternehmen, gerade auch im kleinen Mittelstand, dazu führen, dass Factoring-Angebote genutzt werden. Ebenso wird man bei kurzen Zahlungszielen auf der Einkaufsseite vermehrt das Einkaufsfactoring/Reverse Factoring nutzen. Für die Factoringunternehmen bedeutet dieses, dass es ganz besonders auf eine effiziente Geschäftsabwicklung ankommt. Dazu müssen die Geschäftsprozesse vom Factoringnehmer zum Factoringunternehmen und von dort zur Risikoabsicherung – zumeist zur Kreditversicherung - hochgradig automatisiert sein. Hier hilft eine intelligente Factoring Lösung. Factoringunternehmen, die hier gut aufgestellt sind, werden die Gewinner in ihren Märkten sein. Auch dafür hat SCHUMANN bewährte Lösungen im Leistungsportfolio.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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