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Absicherung von Kreditrisiken in schwierigen Zeiten

Die Kreditabsicherung ist ein Instrument der Risikoreduzierung von Zahlungsausfällen. Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, um sich vor Kreditrisiken abzusichern?
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12.12.2022, Prof. Dr. Matthias Schumann

Wie können Kreditrisiken in schwierigen Zeiten abgesichert werden?

Besonders in wirtschaftlich turbulenten Zeiten wie diesen spielt die Kreditabsicherung eine erhebliche Rolle. Sie ist ein Instrument, um Risiken von Zahlungsausfällen zu reduzieren. Wie können sich Unternehmen vor Kreditrisiken absichern? Und wie unterstützen Factoring und Warenkreditversicherungen dabei?

Prognose für 2023

Für 2023 können wir in verschiedenen Branchen eine weitere Eintrübung der wirtschaftlichen Situation erwarten. In der Chemieindustrie gibt es bereits deutliche Umsatzeinbrüche und auch der private Hochbau spürt die gedämpfte Nachfrage. Weitere Branchen leiden unter verschiedenen negativen wirtschaftlichen Einflüssen.

Die Banken werden oder haben aufgrund der erhöhten Leitzinsen ihre Zinsen für Kontokorrent- oder kurz- und langfristige Kredite erhöht. Ebenso trägt dazu das aufgrund der wirtschaftlichen Aussichten in den betroffenen Branchen verschlechterte Risiko der Unternehmen bei. Der Risikoaufschlag spiegelt sich zudem in den höheren Zinskonditionen wider.

Konsequenzen aus wirtschaftlicher Situation

Vergleichweise führt dieses dazu, dass damit der Lieferantenkredit als Finanzierungsinstrument bei den beliefernden Unternehmen stärker in den Fokus rückt. Abgesehen davon, dass das eigene Risiko Forderungsausfälle zu erleiden steigt und damit die genaue Prüfung der entsprechend betroffenen Kunden notwendig ist, wird sich nicht pauschal das Kreditlimit reduzieren oder das Zahlungsziel verkürzen lassen. Dieses wären Maßnahmen zur Risikobegrenzung. Und der Eigentumsvorbehalt ist in den meisten Fällen nicht wirklich hilfreich.

Tendenziell werden eher längere Forderungslaufzeiten zu einem höheren Forderungsbestand führen, verbunden mit einer höheren Kapitalbindung. Im Zweifel muss diese zu hohen Zinssätzen über Bankkredite finanziert werden.

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen?

Eine Möglichkeit, einerseits Kapitalbindung zu vermeiden und einen zügigen Liquiditätszufluss zu sichern, bietet das Factoring. Die Forderung wird verkauft, die Liquidität ist kurzfristig für weitere Aktivitäten verfügbar und/oder weitere Kreditlinien müssen für die Finanzierung nicht herangezogen werden. Andererseits bietet das Factoring bei Risikoübernahme die Möglichkeit, bei entsprechenden Abschlägen sich vor der Gefahr des Forderungsausfalls abzusichern. Hier sind flexible und individuell angepasste Lösungen möglich. Im Übrigen gilt dieses insgesamt auch für die Beschaffungsseite, mit dem Einkaufsfactoring.

Weitere Optionen der Risikoabsicherung

Geht es nur um die Risikoabsicherung, so kann eine Warenkreditversicherung hilfreich sein. Dabei können unterschiedliche Formen greifen. Recht teuer, dafür aber gezielt, können Einzelforderungen abgesichert werden. Klassisch ist die Warenkreditversicherung mit einem Pauschalversicherungsbereich bis zu einer Andienungsgrenze mit der Verpflichtung der Beantragung des Versicherungsschutzes oberhalb. Außerdem kann man dabei bestimmte Branchen oder Länder vom Vertrag ausschließen. Natürlich wird die Versicherung in Krisensituationen oder Krisenbranchen zurückhaltender zeichnen. Gleichwohl schützt dieses den Versicherungsnehmer. Reichen die gezeichneten Limite nicht aus, gibt es die Möglichkeit, dass evtl. eine zweite Top-Up-Versicherung zusätzliche Deckung bereitstellt. Will man sich schließlich gegen das Risiko großer Ausfälle versichern und bis zu einem bestimmten Betrag die Risiken selbst tragen, so mag die Excess of Loss-Versicherung eine Variante sein.

Insgesamt gibt es ein ganzes Spektrum an Instrumenten, dass auch in risikostärkeren Zeiten zur Absicherung einsetzt werden kann. Ziel muss es sein, entsprechende Varianten zu vergleichen und unterschiedliche Ausgestaltungsformen in Erwägung zu ziehen, um so die bestmögliche Risikoabsicherung zu erhalten. Anspruch muss es dabei sein, insbesondere potenzielle Umsätze nicht zu gefährden. Im Zweifel können dabei sogar Zahlplanvereinbarungen mit dem Kunden die Sicherheit eines Geschäftes verbessern.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Wahl bei Ihrer Risikoabsicherungsstrategie.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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